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  • AutorenbildSissy

Mommywars oder: Das schlechte Gewissen

Besonders in der virtuellen Welt geht es in Elternforen hoch her. Aber auch im Leben 1.0 gibt es häufig Zickereien, besonders zwischen Müttern.


Grundsätzlich wird alles kritisiert - stillen, nicht stillen, Wegwerfwindeln, Stoffwindeln, impfen, nicht impfen, Familienbett, eigenes Bett... Die Liste könnte unendlich lang werden. Jedes Thema kann eine regelrechte Schlammschlacht auslösen, bei der sich die Mütter bis unter die Gürtellinie bekämpfen.


Doch warum ist das eigentlich so?


Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: es liegt am Selbstzweifel.

Als Eltern stellt man sich immer wieder die Frage, ob das, was man tut, richtig ist. Je gefestigter die eigene Persönlichkeit, desto weniger zweifelt man. Aber besonders am Anfang der Babyzeit, wenn alles so wunderbar neu und spannend ist, ist man verltzlich. Man befindet sich noch in einer Phase, in der man die eigene Elternidentität entwickeln muss. Wer will ich sein? Wie will ich mein Familienleben gestalten?


Ohnehin ist der Informationsüberfluss dank Social Media hinderlich. Schon in der Schwangerschaft macht man sich Gedanken, wie man die Schlafsituation gestalten möchte, ob man wohl stillen können wird, ob man lieber einen Kinderwagen oder bloß ein Tragetuch anschaffen möchte. Und egal wo man fragt, man bekommt eine Fülle von Tipps und Argumenten für und wider.

Besonders online prasseln dann Infos auf einen nieder, lauter Antworten, die die eigentliche Frage gar nicht mehr beantworten und gleichzeitig verunsichern.


So begibt es sich, dass viele Eltern von Anfang an eine grundlegende Unsicherheit verspüren, was die eigenen Entscheidungen für das Kind angeht.

Und was passiert, wenn man unsicher ist, ob der eigene Weg der richtige ist? Man macht alle anderen Wege schlecht.


Jede Mutter ist das schlechte Gewissen einer anderen Mutter.


Und anstatt zu reflektieren, ob man denn mit dem eigenen Weg zufrieden ist, er sich gut anfühlt, oder ob man vielleicht etwas ändern möchte, hackt man lieber auf den Entscheidungen der anderen Mütter rum. Angriff ist schließlich die beste Verteidigung.


Durch die Emotionalität der Thematik wird dann aus einer simplen Frage ein verbales Gemenge, in dem sich Mütter teilweise regelrecht beschimpfen. Meist wird die eigentliche Frage gar nicht beantwortet, der Fragestellerin wird alles um die Ohren geknallt, wie sie dieses oder jenes bloß tun oder eben nicht tun könne.

Dank der Anonymität des Internets wird die gute Kinderstube komplett an den Nagel gehängt.


Im echten Leben sind die Diskussionen oft nicht mal ansatzweise so extrem, das würde sich ja kaum einer trauen. Da sind es dann entweder subtile Spitzen, die ausgeteilt werden, oder es wird hintenrum gelästert.


Mehr Miteinander statt Gegeneinander!


Was leider immer vergessen wird: wir alle sitzen im selben Boot. Die Sorgen der Eltern sind oft sehr ähnlich, wenn nicht sogar komplett gleich.

Gerade, weil heutzutage das sprichwötrtliche Dorf fehlt, dass man zum Großziehen der Kinder braucht, sollten Eltern sich viel mehr unterstützen. Gut zureden statt Vorwürfe. Lösungsvorschläge statt Beschimpfungen. Ernsthaftes Verständnis.


Und mehr reflektieren: Bin ich zufrieden mit unserem Weg? Fühlen sich unsere Lösungen gut an? Wie müsste es sein, damit es sich gut anfühlt? Denn man muss andere Sichtweisen und Familienwege nur dann abwerten, wenn man sich selbst unsicher ist.


Menschen sind unterschiedlich. Familien sind unterschiedlich. Wir können alles voneinander lernen, uns unterstützen und bestärken.

Wenn unsere Kinder einen gleichwürdigen und respektvollen Umgang erlernen sollen, sollten wir ihnen das vorleben - überall!

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